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Die Referentinnen und Referenten des Turnfest-Symposiums in Heilbronn.


Blick in den Zuhörerraum während des Symposiums.


Symposium: Adolf Cluss und die Turnbewegung - vom Heilbronner Turnfest 1846 ins amerikanische Exil

Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg und Stadtarchiv Heilbronn

28. und 29. Oktober 2005

In einem Brief an eine seiner Nichten in Deutschland beschreibt Adolf Cluss im Jahr 1904 mit großer Begeisterung ein Ereignis aus seiner Jugendzeit - den Besuch des Heilbronner Turnfests im Jahr 1846. Aus etlichen deutschen Städten waren mehrere hundert Turner nach Heilbronn gekommen, um zusammen zu turnen und zu feiern, zu singen und zu diskutieren. Adolf Cluss brachte 28 seiner Turnkameraden aus Mainz mit, und er erinnert sich gerne an einen Ausflug nach Weinsberg zum Haus des Dichters Justinus Kerner, wo die Turner begeistert das Kerner-Lied "Wohlauf noch getrunken" sangen.

Dieses Lied wurde auch durch den Männerchor der TSG Heilbronn am Abend des 28. Oktober im Heilbronner Deutschhofkeller vorgetragen. Anlass waren der Festvortrag von Prof. Dr. Wolfram Siemann von der Universität München und ein zweitägiges Symposium, in dessen Mittelpunkt Adolf Cluss und das Heilbronner Turnfest standen.

Insgesamt neun Vorträge spannten an den zwei Tagen den Bogen vom Turnfest in Heilbronn zum Schicksal der emigrierten Turner in den USA. Die erste Sektion am Freitag stand unter der Überschrift "Deutsche Turner im Vormärz" und wurde eingeleitet vom Direktor des Stadtarchivs Ulm Dr. Michael Wettengel mit dem Thema "Turnvereine und ihr Verhältnis zu demokratischen Vereinen und zur Arbeiterbewegung im Rhein-Main-Raum 1848/49". Prof. Dr. Michael Krüger, Direktor des Instituts für Sportwissenschaft der Westfälischen Wilhelms Universität Münster, referierte über "Das Heilbronner Turnfest - Festkultur und Turnpraxis in der frühen Turnbewegung", und Dr. Annette Hofmann, Wissenschaftliche Assistentin am Institut für Sportwissenschaft der Universität Münster, eröffnete mit "Der Heilbronner Wilhelm Pfänder, ein deutsch-amerikanischer Turnpionier" den Reigen einiger beispielhafter Lebensläufe deutsch-amerikanischer Turner.

Zu ihnen zählte auch Adolf Cluss, dem sich Sabina Dugan von der Smithsonian Institution in Washington, DC unter der Überschrift "Adolf Cluss in Washington - Kommunist und Turner" zuwandte. Den Festvortrag am Abend bestritt Prof. Dr. Wolfram Siemann von der Universität München, der sein Thema "Das Heilbronner Turnfest im Kontext der politischen Bewegung des Vormärz" in Richtung der Bedrohung wandelte, unter der die Turner in der Zeit vor 1848 Sport und Politik betrieben.

Eine dritte Biographie eröffnete am Samstag, 29, Oktober die zweite Sektion "Deutsche Turner In den USA"; Dr. Ansgar Reiß, Ausstellungskurator am Deutschen Historischen Museum Berlin, berichtete über "Karl Heinrich Schnauffer (1823-1854), Turnerdichter und Emigrant". Alle drei beschriebenen Turner waren Teilnehmer des Heilbronner Turnfests und standen auch in den USA in Verbindung miteinander.

Prof. Dr. Kathleen Neils Conzen, Professorin für Amerikanische Geschichte an der University of Chicago, beschäftigte sich unter dem Titel "Reshaping the Nation" mit der politischen Rolle der Turner in Washington DC. Eine Ausweitung der Perspektive auf den Einfluss des deutschen Turnens auf die gesamte USA leistete Prof. Dr. Dr. Gertrud Pfister von der Universität Kopenhagen mit ihrem Vortrag "Das deutsche "Turnsystem" und das amerikanische Schulturnen", und Prof. Dr. Gerald Gems vom North Central College Naperville, Illinois, rundete den Bogen mit "The Chicago Turners: The Demise of a Radical Past".

Geleitet wurden die Sitzungen von Dr. Bill Gilcher vom Goethe Institut Washington und abwechselnd von Dr. Lothar Wieser vom Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg und Peter Wanner vom Stadtarchiv Heilbronn. Sie fanden im Adolf-Cluss-Kubus vor stimmungsvoller Kulisse statt, und alle Referate wurden von einer lebhaften Diskussion der zahlreichen Zuhörer begleitet. Das veranstaltende Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg in Maulbronn und das Stadtarchiv Heilbronn planen gemeinsam die Herausgabe eines Tagungsbandes, um die Ergebnisse dieser ersten wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Heilbronner Turnfest von 1846 zu dokumentieren, dem ersten deutschen Turnfest der Geschichte mit nationalem Charakter.

 

 

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