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Adolf Cluss 1898 im Kreise der Nachkommen seiner Schwester Caroline de Millas in Heidelberg.


Familiengeschichten - die Reisen von Cluss

Adolf Cluss' Leben war geprägt von Reisen zu neuen und unbekannten Orten. In seiner Jugend konnte Cluss die ersten Dampfboote auf dem Neckar miterleben, ebenso die ersten Eisenbahnlinien in Südwestdeutschland. Vermutlich hat sein Vater sein Interesse an der weiten Welt geweckt. Heinrich Cluss bereiste Frankreich, die Niederlande, Großbritannien und etliche deutsche Staaten. Als Adolf Cluss im Alter von 23 Jahren in die Vereinigten Staaten auswanderte, hatte er selbst bereits Reisen nach Frankreich und Belgien sowie in einige deutsche Staaten unternommen.

Auf seiner ersten Reise über den Atlantik - von Le Havre nach New York - war er Passagier der Zürich, eines kleinen Segelschiffes. Weitere transatlantische Reisen unternahm er 1858 und 1859 (Hochzeitsreise) sowie 1898. Cluss besuchte dabei auch Italien, wo er Zeichnungen von schönen Wandmalereien aus Funden in Pompeji und Neapel kopierte.

In seinem ersten Jahr in Amerika reiste Cluss auf der Suche nach Arbeit nach Philadelphia, Baltimore und Washington. Als Angestellter der US-Küstenwache lebte er im Sommer 1849 an Bord eines Marineschiffes und fuhr die Küsten von Maryland und Virginia entlang. In den frühen 1850er Jahren reiste Cluss in die Städte im Nordosten, um seine Kollegen aus dem Kommunistischen Bund und Turnergruppen zu treffen. Außerdem bereiste er den mittleren Westen der Vereinigten Staaten bis nach Milwaukee.

1853 brach Cluss zu einer Reise nach New York (Staat), Ontario, Quebec und den Neu-England-Staaten auf. Er hielt seine Eindrücke über die abrupten Wechsel in der Landschaft im westlichen New York fest: "An einem Ort sieht man, wie Wälder abgebrannt werden, um Platz für die groben Holzhütten der ersten Siedler zu schaffen; an einem anderen Ort das wunderschöne Landhaus eines Großgrundbesitzers ... seine gut gepflegte Umgebung grenzt an dunkle und ausgedehnte Waldgebiete an." Cluss bemerkte: "Kaum ist der romantische Passagier inmitten der spektakulären Landschaft in wilde Träume geschaukelt worden, wird er auch schon wieder zurück in die düstere Realität geholt, wenn die Pinienwälder in Kornfelder übergehen und die wilden Waldrosen von Kartoffelpflanzen abgelöst werden". Er fand die Tausend Inseln des St.-Lorenz-Stroms "wirklich bezaubernd ... nur einige von ihnen für die Kultivation geeignet." In Quebec fand er die Leute rückwärtsgewand, einfach, langsam, und er resümierte, dass sie "eine schlechte Version" des Französischen sprechen. Quebec City aber war ein "teures Juwel, ... ein Detail in der wunderschönen Landschaft, in einem luxuriösen Ring, wenn man es von der Zitadelle der Stadt aus betrachtet. Ich würde ein Glas des besten Biers für diese Aussicht geben." Cluss segelte den Lake Champlain hinunter unter reiste durch weite Teile von Vermont, wo er hauptsächlich "verarmte eingeschossige Häuser" vorfand, aber eine reichhaltige Landschaft. "Für Liebhaber natürlicher Schönheit ist es eine der interessantesten in den ganzen Vereinigten Staaten." In den White Mountains von New Hampshire bestieg Cluss auf einem Pferd den Mount Washington.

Wahrscheinlich konnte Cluss in seiner produktiven Zeit als Architekt seine Reiselust nicht ausleben, aber er fehlte selten bei den Versammlungen des American Institute of Architects, zumindest wenn diese in den östlichen Städten stattfanden. 1887 reiste er allerdings nach Mexiko, um einen Entwurf für das Independence Monument in Mexiko City auszuarbeiten und einzureichen. Cluss berichtet von seinen Versuchen, in die dortige Kultur einzutauchen: "Ich habe Chili con carne gegessen und Pulque wie ein Einheimischer getrunken, und ich kann zwar nicht viel, aber doczh ein wenig Kastilianisch sprechen." Ferner berichtet er: "Ich habe so viele durch "toros arrogantes" getötete feine Pferde und verletzte Stierkämpfer gesehen wie ich wollte." Er besichtigte Museen und begab sich über den Stadtrand hinaus, um die Ruinen der Azteken zu sehen. Cluss fand die mexikanische Landschaft "immens interessant für jeden mit Augen und Ohren, die für die Schönheiten der Natur offen sind!"

Als Endsechziger arbeitete Cluss als Inspekteur für die US-Verwaltung und reiste "von einem Ende der Vereinigten Staaten zum anderen". 1890 beispielsweise besuchte er Baustellen der öffentlichen Verwaltung in 83 Städten, von Portland in Maine bis New Orleans in Louisiana, und von Atlanta in Georgia bis Carson City in Nevada.

Am Ende der 1890er Jahre hat Cluss offenbar Oakland in Kalifornien besucht, wo Henry Schulze lebte, dessen Vater Paul Schulze, Cluss' früherer Architekturbüro-Partner, 1897 gestorben war. Cluss berichtete von dem schönen Friedhof auf dem Schulze in Oakland beerdigt war.

In den letzten Jahren seines Lebens beglückte er sich mit Ausflügen an die Harper’s Ferry und die Niagara Fälle, die er zusammen mit seinen Töchtern antrat. 1904 plante er noch im Alter von 79 Jahren eine Reise zur Weltausstellung in St. Louis, die sein sich verschlechternder Gesundheitszustand jedoch verhinderte.

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