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Der Washingtoner deutsche Schützenverein, um 1890
Treffen des Washingtoner deutschen Schützenvereins in dem von ihm betriebenen Park, um 1890. Cluss entwarf 1873 die Banketthalle des Vereins.

Dietz
Dietz's Rathskeller. Bierhallen waren das gesellige Zentrum der Deutsch-Amerikaner und zugleich Angriffspunkt der Washingtoner Temperenzbewegung.


Das deutsch-amerikanische Washington - eine einzigartige Gemeinschaft

Die deutschsprachige Gemeinschaft, die Adolf Cluss bei seiner Ankunft in der Hauptstadt der Vereinigten Staaten vorfand, war klein, aber sehr präsent. Wie die Stadt selbst, war auch die deutsche Gemeinde in Washington einzigartig. Die Stadt war ein Produkt der Imagination, der neue Regierungssitz der US-amerikanischen Republik. Die deutschen Einwanderer betrachteten sie als eine Art "Residenzstadt", wie den Sitz eines kleinen deutschen Fürstentums. Der "Fürst" war ein Teilzeit-Kongreß, der jedoch wenig Interesse an einem lebhaften, kulturellen Leben hatte, zumindest zur Zeit von Cluss' Ankunft 1849. Glücklicherweise veränderte sich dies in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts positiv.

Washington hatte wenig oder keine Industrie, so dass die deutschen Einwanderer zumeist durch die Beschäftigungsmöglichkeiten im Umkreis der Regierung angezogen wurden - in Politik, Journalismus und der nationalen Verwaltung. Daneben ließßen sich Händler nieder, die die deutsche Gemeinde belieferten. Damit unterschieden sich die Deutschen kaum von den übrigen Gruppen, die in die Stadt kamen. Im Gegensatz zu Hafenstädten wie das nahe Baltimore waren sie in Washington jedoch weniger abhängig von ethnischen Verbindungen.

Trotz ihrer relativ kleinen Zahl hatten die deutschsprachigen Einwanderer großen Einfluss in der Hauptstadt, da sie Kompetenz und Können als Wissenschaftler, Architekten, Bauhandwerker, Journalisten und Intellektuelle mitbrachten. Washington feierte einen deutschen Karneval, es gab Gesangvereine wie den Sängerbund und einige deutschsprachige Kirchen und Synagogen. Aber die Deutschen in Washington entwickelten keine große Festkultur, wie sie typisch für amerikanische Städte mit großen deutschsprachigen Gemeinden war. Dennoch waren sie interessiert an ihrer kulturellen Identität, was an eigenen Zeitungen, Gemeindeorganisationen, Kirchen und Synagogen deutlich wird. Einige davon existieren noch heute.

Die deutsche Gemeinde hätte einen Einfluss auf die Nation haben können, da sie in der Hauptstadt lebte. Aber wie andere europäische Gruppen war sie damit beschäftigt, ihr Gleichgewicht zwischen den lokalen, regionalen und nationalen Interessen und den eigenen zu finden. Die Deutschen setzten sich für ihre eigenen Bedürfnisse ein, (religiöse Freiheit, kulturelle Veranstaltungen, Deutschunterricht in den Schulen), schlossen sich aber auch mit anderen zusammen, um die Lebensqualität der Stadt zu verbessern - durch den Bau von Kanalisationen, gepflasterten Strassen und öffentlichen Schulen. Wie überall in den Vereinigten Staaten waren die Deutschen dafür bekannt, lebenslustig und gesellig zu sein und mussten sich oft gegen Abstinenzler wehren, die die Vorliebe der Deutschen für Wein, Bier und Karneval argwöhnisch beobachteten.

Everywhere You Look: German-American Sites in Washington, DC (Goethe-Institut, Washington,DC)

 

 

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